Wahlen 2023

Themendossiers

Wer hat gewählt? 

Alle vier Jahre wählt die Schweiz ihr nationales Parlament. Bei den Wahlen im Oktober 2023 beteiligten sich 46,7 % der Schweizer Stimmberechtigten – ein leichter Anstieg von 1,5 % im Vergleich zu 2019. Dennoch liegt die Schweiz im internationalen Vergleich weiterhin deutlich hinter anderen Demokratien zurück. Zudem können nicht alle Personen, die in der Schweiz leben, wählen: Nur Schweizer Bürger:innen über 18 Jahren dürfen auf nationaler Ebene abstimmen. Damit haben nur 29 % der Gesamtbevölkerung tatsächlich gewählt. Folglich entschied lediglich ein knappes Drittel der Bevölkerung über die Zusammensetzung des Parlaments.

Die Wahlbeteiligung unterscheidet sich nach Personengruppe. So gehen Männer, Personen ohne Migrationshintergrund und Menschen mit höherem Haushaltseinkommen häufiger wählen. Einer der grössten Unterschiede zeigt sich zwischen den Altersgruppen: Bei den jüngsten Wählenden (18-24 Jahre) beteiligten sich nur 29 % an der Wahl. Obwohl dies keine neue Erscheinung ist, ist es die niedrigste Beteiligung dieser Altersgruppe seit 1999. Personen zwischen 65 und 74 Jahren gingen mehr als doppelt so häufig wählen (61 %).

Wie sieht das neue Parlament aus?

Die beiden Pol-Parteien SVP und SP gelten im Gegensatz zu den letzten Wahlen 2019 als die Gewinnerinnen der Nationalratswahlen 2023. Die SVP konnte mit 2,4 Prozentpunkte mehr Stimmen im Vergleich zu den letzten Wahlen am meisten zulegen und erreichte ein Total von 27,9 % der Stimmenanteile. Die SP folgte mit einem Zuwachs von 1,4 Prozentpunkten und einem Total von 18,3 % der Stimmenanteile. Es folgten die FDP (14,3 %) und die Mitte (14,1 %). Die Grünen (9,8 %) und die GLP (7,6 %) konnten ihren Wahlerfolg von 2019 nicht wiederholen. Etwa ein Drittel der Personen, die bereits 2019 gewählt haben, entschieden sich dieses Mal für eine andere Partei.

Für mehr Informationen zum Wählen und den Wahlresultaten der Parteien kannst du auf der easyvote Website vorbeischauen.

Diese prozentualen Veränderungen der Stimmenanteile führten zu einer Veränderung der Sitzverteilungen bei den Parteien. Die Verliererinnen dieser Wahl, die GLP und die Grünen, verloren je sechs bzw. fünf Sitze im Parlament. Die SVP gewann im Gegenzug neun Sitze dazu. Diese Verschiebungen haben auch Konsequenzen für die demografische Zusammenstellung des Nationalrats. So sank der Frauenanteil im Nationalrat auf 38,5 % (77 Frauen und 123 Männer). Nach den Wahlen 2019 lag dieser noch bei 42 %. Dies hängt laut Michael Erne, Projektleiter bei Smartvote, auch mit dem Rechtsrutsch“ im Nationalrat zusammen. Auf den Listen der bürgerlichen Parteien standen weniger Frauen und die Wählerschaft rechter Parteien

Ende 2023 betrug das Durchschnittsalter im Nationalrat 49,6 Jahre, eine leichte Verjüngung im Vergleich zu vor vier Jahren. Nur drei der gewählten Personen waren bei ihrer Wahl unter 30 Jahre alt. Die jüngste von ihnen ist Katja Riem (SVP), sie war bei ihrer Wahl 26-jährig. Andri Silberschmidt (FDP) und Samira Marti (SP) waren bei ihrer Wahl respektive 29-jährig. Für sie ist es nach 2019 bereits die zweite Legislatur im Nationalrat.

Die Zusammensetzung des Ständerats unterscheidet sich wie immer etwas von der des Nationalrats. Die Ständeratsmitglieder sind im Durchschnitt fast sechs Jahre älter. Die jüngste Person im aktuellen Ständerat ist die wiedergewählte Johanna Gapany (FDP) mit Jahrgang 1988. Der Ständerat hat mit 35 % auch einen etwas niedrigeren Frauenanteil. Im Vergleich mit der letzten Legislatur 2019­-2023 stieg der Frauenanteil jedoch um 6,5 %. Damit machten junge Menschen (bis 30 Jahre) nur 1,2 % des gesamten Parlaments aus, obwohl ihr Bevölkerungsanteil.

Wie haben die jungen Menschen gewählt? 

Menschen verschiedenen Alters unterscheiden sich nicht nur in ihrer Wahlbeteiligung, sondern auch in ihrer Parteiwahl. Junge Menschen haben 7 % häufiger die SP und die Grünen gewählt als der Schweizer Durchschnitt. Besonders auffällig ist die Dominanz junger Wähler:innen bei den Grünen: 18 % der 25- bis 34-Jährigen wählten Grün, dreimal so viel wie bei den über 65-Jährigen (6 %). Die Mitte wurde von jungen Menschen etwas weniger oft gewählt, wie vom Schweizer Durchschnitt (11 % zu 14,1 %), was jedoch eine klare Steigerung im Vergleich zur Vorgängerpartei CVP darstellt. Die FDP wurde von jungen Menschen ebenfalls weniger oft gewählt als von der Restbevölkerung (11 % im Vergleich zu 14,3 %). Auch die SVP wurde von jungen Menschen weniger häufig gewählt als vom Durchschnitt (21 % gegenüber 27,9 %). Sie blieb aber trotzdem die stärkste Partei bei den 25-34-Jährigen und gleichauf mit der SP bei den 18-25-Jährigen.

Stimmenanteil in % im Altersvergleich

Auch die politischen Prioritäten unterscheiden sich zwischen den Altersklassen. Wie der DSJ Jugend- und Politikmonitor zeigte, ist die Wahlentscheidung junger Menschen stark themenabhängig. Daher lohnt sich ein genauerer Blick darauf, welche Themen sie bei den Wahlen als besonders wichtig wahrnahmen. Bei jungen Menschen bis 30 Jahren stand, gemäss des Wahlbarometers von Sotomo, der Klimawandel weiterhin an erster Stelle, während bei älteren Personen die Krankenkassenprämien dominierten. Auch bei jungen Wählenden schafften es die Krankenkassenprämien auf Platz zwei, es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Befragung, auf der diese Ergebnisse beruhen, zur Hälfte unmittelbar nach der Bekanntgabe der Krankenkassenprämien-Erhöhung stattfand. Die Lebenshaltungskosten standen bei jungen Wählenden an dritter Stellen, gefolgt von der Zuwanderung. Diese wurde von jungen Menschen jedoch deutlich weniger oft als wichtig (27 %) eingeschätzt als von der älteren Bevölkerung (38 %).

Wichtigste politische Herausforderung nach Alter in %

24 Julia Kopf

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